Willkommen

Die Sandsteinfigur des Erzengels Gabriel auf dem Freihofplatz in der Klostermauer.
Geschmückt von den Glockenfreunden für die 1200-Jahrfeier des Klosters Seligenstadt.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Das Geläut der Basilika St. Marcellinus und Petrus

Die Basilika St. Marcellinus und Petrus in Seligenstadt ist nicht nur ein bedeutendes religiöses und historisches Wahrzeichen, sondern auch Heimat eines beeindruckenden Geläutes, das seit Jahrhunderten die Gläubigen begleitet. Die traditionsreiche Geschichte der Glocken reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als die erste Hauptglocke im Jahr 1296 von Meister Albrecht gegossen wurde. In den folgenden Jahrhunderten kamen weitere Glocken von verschiedenen Gießern hinzu, welche aber nicht aufeinander abgestimmt waren. Dies führte dazu, dass diese Glocken nicht gemeinsam geläutet werden konnten, sondern jede für sich für bestimmte Anlässe (Taufglocke, Sterbeglocke, Hauptglocke, etc.). Der Engelsturm hatte bis 1909 sechs Glocken mit einem Gesamtgewicht von rund 2,5 Tonnen.

DAS DREIFACHE GLOCKENJUBILÄUM
Dieses Jahr ist ein besonderes für die Basilika, denn es werden gleich drei bedeutende Jubiläen gefeiert:
• Die vier größten Glocken der Basilika, die St. Marcellinus & Petrus Glocke, die Marienglocke, die Johannesglocke, sowie die Bartholomäusglocke wurden vor genau 100 Jahren im Jahr 1925 von der Gießerei Otto gegossen. Sie erklangen bis 1942 und dann wieder nach ihrer Rückkehr vom Glockenfriedhof in Hamburg (1947) feierlich von den Türmen der Basilika.
• Die fünfte Glocke wurde vor 75 Jahren von der Gießerei Otto gegossen, als Ersatz für die Einzelglocke, die über dem Krieg im Turm bleiben durfte, aber dabei gesprungen ist.
• Die St. Benediktglocke wurde 1999 von der Gießerei Rincker als Replik der Renaissance-Glocke aus dem Jahr 1599 nachgegossen und im Jahr 2000 in Dienst gestellt. Somit feiert diese ihr 25-jähriges Bestehen.
Diese Jubiläen sind ein Anlass zur Freude und zur Erinnerung an die lange Glockentradition der Basilika.

WEITERE GLOCKEN FÜR DEN ENGELSTURM
Aufgrund des 3fach-Glockenjubiläums (100/75/25 Jahre) ist eine Erweiterung um drei zusätzliche Glocken geplant. So steht jede neue Glocke für eines der o.g. Jubiläumsjahre. Im Bestand der Glockenfreunde befindet sich bereits eine historische Glocke aus dem Jahr 1613 mit 100 Kilo. Geplant sind der Kauf von zwei weiteren Glocken an der Glockenbörse, welche bereits 1967 von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen wurden.
Mit einem Gewicht von ca. 271 Kilo und 208 Kilo sowie einem Durchmesser von 730 mm bzw. 670 mm werden diese das Gesamtgeläut harmonisch ergänzen. Sie tragen die Inschriften „Tut Buße und glaubt an das Evangelium“ und „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“.

DIE BEDEUTUNG DER NEUEN GLOCKE FÜR DAS GESAMTGELÄUT
Mit den drei neuen Glocken werden die klangliche Abstimmung des bestehenden Geläuts optimiert und die liturgische Nutzung erweitert. Die Läuteordnung sieht für bestimmte Anlässe unterschiedliche Kombinationen der Glocken vor, etwa zum Angelusläuten, zu Hochfesten, Taufen, Werktagsmessen, Andachten, Vesper oder zu Beerdigungen. Die zusätzlichen Glocken werden hier neue Möglichkeiten eröffnen und das klangliche Erlebnis weiter bereichern.

UNTERSTÜTZUNG FÜR DAS PROJEKT
Um die Anschaffung, den Transport und die Installation der neuen Glocke zu finanzieren, sind die Glockenfreunde (eine Gruppe der Kolpingsfamilie Seligenstadt) auf die großzügige Unterstützung von Spendern angewiesen.

SPENDENKONTO
Kolpingsfamilie Seligenstadt
IBAN: DE97 5065 2124 0001 0022 29
Stichwort: Glockenprojekt 2025

Alle Spenderinnen und Spender erhalten auf Wunsch eine Spendenquittung. Wir freuen uns über jede Form der Unterstützung, um dieses bedeutende Vorhaben für die Zukunft der Basilika zu verwirklichen.

Zum Anhören der Glocken, auf die Türme klicken:

Glockenkonzert 2023:


Glockenkonzert 2021:

Die Geschichte des Erzengelfests
Die Geschichte des Erzengelfests knüpft an den seit alters her bekannten Michaelstag an. Das im Kirchenkalender am 29. September begangene Ereignis erinnert an den Weihetag der St. Michaelskirche in Rom (493 n. Chr.). St. Michael, der Fürst der himmlischen Heerscharen, bestand den Kampf mit Luzifer und wurde zum Schutzpatron des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation bestimmt. Sein Name bedeutet „Er ist wie Gott“.
Der 29. September, sozusagen der Namenstag des Schutzpatrons der Deutschen, war in früherer Zeit Zins- und Abgabentag. Brauchtum und Jahrmärkte verbinden sich mit diesem Datum am Ende der Erntezeit. Auch in Seligenstadt gab es früher den so genannten „Michaelismarkt“ mit einem breiten Warenangebot für den persönlichen, häuslichen und gewerblichen Bedarf. Die Besucher kamen sogar aus den Spessartgemeinden jenseits des Mains.
Das Erzengelfest, wie es heute gefeiert wird, geht auf die nachkonziliare Liturgie-Reform zurück. Sie legte die Feste der heiligen Erzengel Gabriel („Kraft Gottes“, 24.März) und Rafael („Gott heilt“, 24.Oktober) mit jenem des Erzengels Michael zusammen, so dass der 29. September seitdem als gemeinsames „Erzengelfest“ im Kirchenkalender steht. 
Im Inneren des Engelsturms, im oktogonalen Gewölbe über dem Hauptaltar der Einhard-Basilika, sind die Fresken der drei genannten Erzengel zu sehen. Das vierte Wandfresko im Engelsturm ist dem im „Alten Testament“ verehrten Erzengel Uriel („Mein Licht ist Gott“) gewidmet. Auf der Spitze des Engelsturms unserer Basilika steht Erzengel Gabriel, der Verkündungsengel. Die Seligenstädter Benediktiner bezeichneten Gabriel bereits in klösterlicher Zeit als den Protektor – den Beschützer und Bewahrer – der Stadt Seligenstadt und des Klosters. Die 2,10 Meter hohe Engelsfigur steht mit den Füßen auf der drehbar gelagerten Erdkugel. Einer der beiden Engelsflügel ist ausgebreitet und dient als Windfang. Typisch für den Verkündungsengel hat unser Engel auf dem Turm eine Hand ausgestreckt. Mit dem Zeigefinger zeigt er nach oben. Er wurde von Gott gesandt und hat eine Botschaft für die Jungfrau Maria. Auf dem Engelsturm „funktioniert“ Erzengel Gabriel als Windrichtungsanzeiger. Wo Gabriels Zeigefinger hin zeigt, da kommt der Wind her.
Glocken-Beiern der GLOCKENFREUNDE
Das Glocken- & Orgelkonzert der GLOCKENFREUNDE SELIGENSTADT findet im Rahmen des Erzengelfests der Seligenstädter Basilika-Pfarrei statt. Im Rahmen der Veranstaltung erklingen am Samstagabend, 2. Oktober 2021, 20:00 Uhr, die Kirchenglocken in den Kirchtürmen der Einhard-Basilika gemeinsam mit der weit über Seligenstadt hinaus bekannten Wilbrand-Orgel in einem gemeinsamen Glocken- und Orgelkonzert. Damit jährt sich das Glockenkonzert zum 14. Mal!
Modernste Audiovisionstechnik überträgt die Glockenmusik aus den Glockentürmen, wo die GLOCKENFREUNDE SELIGENSTADT ihre speziell für die Basilika-Glocken in Noten gesetzten Musik-Kompositionen auf den Kirchenglocken spielen. Das konzertante Spiel der Glocken in den beiden Glockentürmen – das traditionelle Glockenbeiern – liegt in den Händen erfahrener Seligenstädter Musiker. Audiovisuelle Technik überträgt den Konzertauftritt vom Orgelpult der Wilbrand-Orgel aus dem Innern der Basilika. Die Orgel begleitet das konzertante Glockenspiel auf eine ganz besondere Weise. Sie nimmt Themen des Glockenspiels auf, schafft fließende Übergänge und setzt Akzente durch eigenständige Orgel-Interpretationen, welche die Konzertbesucher immer wieder aufs Neue faszinieren.
Besondere Konzert-Atmosphäre durch modernste Veranstaltungstechnik
Das einzigartige Konzert der GLOCKENFREUNDE SELIGENSTADT bietet den Zuhörern auf der Kirchenplattform die Möglichkeit, die Glockenspieler und den Orgelpianisten beim Spiel ihrer Instrumente live zu erleben. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind erwünscht. Gäste aus nah und fern sind herzlich willkommen. 
Die GLOCKENFREUNDE Seligenstadt sind eine Gruppierung der Basilika-Pfarrei. Die Organisation und Durchführung des Konzerts liegt in den Händen von Thomas Knapp, Hans-Joachim Lutz, Joachim Rühl und Heinz Wenzel. Durch das Konzert führt Moderator Hans-Joachim Lutz.
 

 

Vor 75 Jahren kehrten die Seligenstädter Glocken heim

Der 16. Juli 1947: ein denkwürdiger Tag

Nachdem Hitler-Deutschland am 1. September 1939 den 2. Weltkrieg entfachte, requirierten die Nazis hochwertiges Glocken-Bronzemetall für ihre Kriegsproduktion. Am 30. April 1942 läuteten die Kirchenglocken der Einhard-Basilika zum letzten Mal. Die Basilika-Glocken sowie eine Rathaus-Glocke überdauerten den Krieg auf einem „Glockenfriedhof“ in Hamburg. Am 16. Juli 1947 kehrten die Glocken heim.

An die denkwürdige Geschichte der Seligenstädter Glocken erinnern die GLOCKENFREUNDE SELIGENSTADT, eine Gruppierung der Pfarrei St. Marcellinus + Petrus.

Bereits zum zweiten Mal im 20. Jahrhundert wurden die Glocken der katholischen Pfarrgemeinde für Kriegszwecke konfisziert. Ein Kirchen-Geläute verschwand in den Schmelzöfen des 1. Weltkriegs. Lediglich die Muttergottes-Glocke und das Toten-Glöcklein waren den Seligenstädtern in Zeiten des 1. Weltkriegs geblieben.

Aufbruch-Jahr 1925: Neue Glocken für die „päpstliche Basilika“

Im Jahr 1925 feierte die Einhardstadt vom 8. bis 16. August das 1100-jährige Bestehen der Klostergründung und der Abteikirche. Im Jahr der Jubiläums-Feierlichkeiten wurde die Einhard-Basilika von Papst Pius XI. zur päpst-lichen „Basilica minorerhoben. Die Lieferung der neuen Glocken verspätete sich leider, und so fanden die Feierlichkeiten ohne Festgeläute statt. Es läutete nur eine Glocke.

Mit Verspätung trafen die vier neuen Glocken Ende September 1925 in Seligenstadt ein. Gegossen hatte sie die Gießerei Ferdinand Otto in Bremen-Hemelingen. Dieses Geläut ist den Seligenstädtern bis heute vertraut:

Marcellinus- und Petrus-Glocke, 3.3oo kg, Ton b, Durchmesser 174 cm.

Marien-Glocke, 2.100 kg, Ton des, Durchmesser 144 cm.

Johannes-Glocke, 1.600 kg, Ton es, Durchmesser 127 cm.

Bartholomäus-Glocke, 1.300 kg, Ton f, Durchmesser 110 cm.

Die Glockenweihe fand am 25. Oktober 1925 durch den Mainzer Prälaten Dr. Weckerle statt.

Glockenmetall für den 2. Weltkrieg

Am 1September 1939, begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Nur 17 Jahre läuteten die neu beschafften „Otto-Glocken“in den Basilika-Türmen.

Am Nachmittag des 30. April 1942 hörte die Seligenstädter Bevölkerung den Abschiedsgruß ihrer Glocken. Zimmerer und Maurer holten die Glocken aus den Türmen der Basilika und des Rathauses.

Fundort: Zinnwerke Hamburg-Wilhelmsdorf

Erst ein Jahr nach Kriegsende – im Jahr 1946 – sickerte die Nachricht durch, dass die Seligenstädter Glocken nicht eingeschmolzen worden waren, sondern auf einem „Glocken-Friedhof“ in Hamburg den 2. Weltkrieg überstanden hatten. Der in Diensten der AEG tätige Seligenstädter Diplom-Ingenieur Stephan Haas nutzte die firmeninternen Verbindungen zum AEG-Büro Hamburg, um den Standort ausfindig zu machen. Unzählige Glocken, darunter auch jene aus Seligenstadt, waren bei den Hamburger Zinnwerken Wilhelmsburg eingelagert worden.

In Verhandlungen mit den britischen Besatzungsbehörden in Hamburg gelang es, die Glocken verbindlich zu identifizieren. Die von der Diözese Mainz beauftragte Glockengießerei Rincker erhielt den Auftrag, die Rückführung der Glocken zu übernehmen.

Heimkehr der Glocken: 16. Juli 1947

In der Nachkriegszeit unserer hessischen Kleinstadt sorgte die Ankunft der Seligenstädter Glocken für Furore: die Hanauer Hafenbehörde informierte über das Eintreffen der wertvollen Fracht aus Hamburg. Neben den Basilika-Glocken umfasste die Lieferung auch eine Rathaus-Glocke sowie eine Kirchenglocke von Welzheim.

Auf Lastwagen der Firmen Maximilian Fratscher, Emailwerke, der Brauereien Fecher und Glaab sowie der Kohlenhandlung Ferdinand Rickert trafen die „Herolde Gottes“ am Nachmittag des 16. Juli 1947 in Seligenstadt ein. Bürgermeister Dr. Hermann Neubauer nahm die Glocken in Empfang und brachte in seiner Ansprache auf dem Marktplatz die Freude der Einwohner zum Ausdruck.

Vom Marktplatz ging es unter Begleitung der Stadtkapelle weiter zur Hauptfeier an der Einhard-Basilika. Mit dem gemeinsam gesungenen Wallfahrtslied „Oh engelreines Paar“ fand der Festakt der Glocken-Heimkehr seinen würdigen Abschluss.

Seit dem Nachkriegsjahr 1947 ertönen die heimgekehrten Glocken von den Türmen der Einhard-Basilika.