Mit Blick in die Geschichte wissen wir, dass der 29. September als Michaelstag seit alters bekannt ist. Dieser Tag bezieht sich auf den Weihetag der St. Michaelskirche in Rom (493 n. Chr.). St. Michael, der als Fürst der himmlischen Heerscharen gilt und den Kampf mit Luzifer bestand, war der Schutzherr des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Sein Name bedeutet „Wer ist wie Gott“.
Der 29. September, sozusagen der Namenstag des Schutzpatrons der Deutschen, war in früherer Zeit Zins- und Abgabentag. Brauchtum und Jahrmärkte verbinden sich mit diesem Datum am Ende der Erntezeit. Auch in Seligenstadt gab es früher den so genannten „Michaelismarkt“ mit einem breiten Warenangebot für den persönlichen, häuslichen und gewerblichen Bedarf. Die Besucher kamen sogar aus den Spessartdörfern.
Das Erzengelfest, wie es heute gefeiert wird, geht auf die nachkonziliare Liturgiereform zurück. Sie legte die Feste der heiligen Erzengel Gabriel („Kraft Gottes“, 24.März) und Rafael (Gott heilt, 24.Oktober) mit dem heiligen Erzengel Michael zusammen, so dass der 29. September seitdem als „Erzengelfest“ im Festkalender steht.
Im Inneren des Engelsturms, im oktogonalen Gewölbe über dem Hauptaltar der Basilika, sind die Gemälde der drei genannten Erzengel zu sehen, außerdem das in früherer Zeit ebenfalls verehrten Erzengel Uriel („Mein Licht ist Gott“). In der heutigen Theologie wird allerdings dieser Erzengel offiziell nicht mehr erwähnt.
(Verfasser: Dr. Hans Wurzel, 2009)